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Arbeitsbeispiele

DIE AUFGABE

Weltweit gilt „novum“, das in Berlin 1924 unter dem Namen „Gebrauchsgraphik“ gegründet wurde, als eines der führenden Designmagazine. Die internationale Ausgabe (deutsch/englisch) präsentiert in monatlicher Frequenz herausragende Arbeiten aus den Bereichen Grafikdesign, Illustration, Corporate Design, Verpackung und Typografie. Darüber hinaus stellt „novum“ junge Talente vor und zeigt aktuelle Trends auf.

Aus Anlass des 95-jährigen Geburtstags bat die Redaktion sechs namhafte internationale Designer und Agenturen, für die Juli-Jubiläumsausgabe Titelumschläge zu gestalten. Einzige Bedingung war, sich von einem beliebigen Cover aus den vergangenen Jahrzehnten inspirieren zu lassen. Zu den Auserwählten zählten Marko Ilić (New York City), Fons Hickmann (Berlin), Holger Windfuhr (Frankfurt am Main), Hansje van Halem (Enschede), die Yarza-Twins (London) – und Q.  

Links die Inspiration von 1925, rechts unser Remix

DIE RECHERCHE

Mit großer Freude studierten wir das umfangreiche „novum“-Archiv auf der Suche nach einer passenden Vorlage. Der Rückblick war für uns eine aufregende Reise in das zurückliegende Jahrhundert. Schließlich entschieden wir uns für einen Entwurf von Tommi Parzinger (1903–1981), auf dem ein Künstler eine schwarze Katze bemalt. Es hat uns sehr gereizt, diesen Gebrauchsgraphik-Titel aus dem Jahr 1925 neu zu interpretieren.

Der deutsche Grafik- und Keramikdesigner Parzinger, schwul und kreativer Freigeist, erkannte die Zeichen der Zeit und siedelte nach Hitlers Machtergreifung nach New York über. Dort war er vorher schon einmal gewesen, weil er bei einem Plakatwettbewerb den ersten Preis – eine Reise in die USA – gewonnen hatte. In der Madison Avenue betrieb er nach seiner Emigration mit „Parzinger Originals“ das beste Einrichtungshaus der Ostküste, ein Treffpunkt für die High Society. Zu seinen Kunden gehörten neben Marilyn Monroe auch die Familien Rockefeller, Ford und Dupont. Jedes Jahr entwarf er eine neue Möbel- und Designkollektion. Im Archiv des Cooper-Hewitt Smithsonian Design Museums findet man dazu großartige Zeichnungen und Fotografien. Wir haben im Verlaufe unserer Arbeit am Parzinger-Cover auch mit Freunden und Verwandten seines langjährigen Partners Donald Cameron telefoniert, die in Kanada leben. Sie beschrieben uns Parzinger als gebildeten, fleißigen und stilsicheren Dandy, dessen gestalterisches Talent nie zu versiegen schien.  

DIE UMSETZUNG

Tommi Parzingers Illustration stellten wir ein fotografiertes Stilleben gegenüber, das sich mindestens auf dem gleichen Kitschlevel bewegt wie das Original. (Bei der Katzenfigur handelt es sich übrigens um eine Urne für Haustiere.) Eingedenk des Passepartouts, den die neu gestalteten Titel erhalten sollten und der als Text-Informationsträger dient, haben wir unser Titelbild deutlich reduziert. So sichern wir die Fernwirkung im Zeitschriftenregal. Im Zentrum der Visualisierung stehen der schwarze Kater und ein weißer Kunstmaler mit Pinsel. Die schon seinerzeit dominierenden Rot- und Blautöne haben wir im unteren Bereich um einen Grünton erweitert – als kleiner Verweis auf das nunmehr aktuelle RGB-Prinzip. Wie beim Parzinger-Titel wurde das Tier mit Text beschriftet – hier allerdings mit unvollkommener Typografie, um der idealisierten Komposition etwas entgegenzusetzen.

Über das positive Feedback der Redaktion auf unsere Arbeit und das Line-up mit den hochgeschätzten Kollegen haben wir uns sehr gefreut! Die Gesamtauflage des Juli-Heftes wurde nun mit sechs unterschiedlichen Titeln produziert – jeweils mit einem weißen Passepartout – und weltweit auf den Markt gebracht. Mal sehen, wo unsere Katze überall zu finden sein wird …